„Goldener Herbst“ und „Stromlose Ilmenau“: Lüneburger THW-Kräfte trainierten am Wochenende ihr Können
1. Landesweite THW-Großübung „Goldener Herbst“ bei Westerstede
Auf dem platten Land zwischen Varel, Oldenburg und Leer fand am vergangenen Wochenende die erste Großübung aller zwölf landesweit aufgestellten THW-Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen (WP) und des High-Capacity-Pumping- (HCP-) Moduls des Landesverbandes Bremen, Niedersachsen statt: Über 175 THW-Kräfte übten mit zehn Großpumpen die Wasserförderung über lange Wegstrecken. Als Szenario wurden brennende Moor- und Heideflächen bei Großsander nach einem Herbstgewitter angenommen. Die Feuerwehr versuchte zwar die Brandherde zu bekämpfen, hatte aber arge Probleme bei der Wasserversorgung – im Übungsgebiet stehen kaum Hydranten zur Verfügung. Alarm für das THW! Es erhielt den Auftrag, das dringend benötigte Löschwasser aus dem Großsander Badesee zu fördern. Unter Einbeziehung mehrerer Großpumpen und Übergabestellen wurden knapp zwei Kilometer Schlauchstrecke gelegt. Ein Testlauf der Förderstrecke zeigte, daß alle Pumpen und Übergabestellen gut funktionierten: Die Feuerwehr am anderen Ende der Schlauchstrecke konnte ausreichend Löschwasser übernehmen.
Unterstützt wurde die WP-Übung durch das HCP-Modul des THW-Landesverbandes Bremen, Niedersachsen. Hierbei handelt es sich um eine Spezialeinheit für Pumpeinsätze im Ausland. HCP-Module kommen auf Anforderung betroffener Länder zum Einsatz, wie z.B. 2010 in Polen oder 2014 in Bosnien und Serbien. Mit Carsten Alcaraz Bracho hilft im niedersächsichen HCP-Team auch ein Lüneburger THW‘ler tatkräftig mit; bei uns ist er seit vielen Jahren Helfer in der zweiten Bergungsgruppe.
Vorbereitung, Durchführung und Organisation dieser Großveranstaltung lag in den Händen der Lehrfachgruppe WP des Landesverbandes (angesiedelt im Ortsverband Varel) sowie bei der THW-Geschäftsstelle Oldenburg. Neben der Zusammenarbeit der zwölf Fachgruppen WP sollte vor allem auch der Umgang mit der eigenen Großpumpe geübt und ein Kennenlernen der anderen Pumpentypen ermöglicht werden. Das THW verfügt in seinen Fachgruppen bundesweit nämlich über drei verschiedene Großpumpen-Typen. Die maximale Förderleistungen liegt je nach Modell zwischen 5.000 und 15.000 Litern pro Minute. Neben der eigentlichen Übungsaufgabe, der Pumparbeit, gab es auch verschiedene Workshops, z.B. zur Pumpenwartung oder zum Umgang mit einem mobilen Hochwasserpegel.
2. Tagesübung „Stromlose Ilmenau“ in der Samtgemeinde Ilmenau
Zeitgleich waren wir auch direkt vor unserer eigenen Haustür aktiv: Am vergangenen Sonnabend, 18. Oktober, führte die Freiwillige Feuerwehr Ilmenau eine Tagesübung in der Samtgemeinde durch. An ihr nahmen auch Einheiten vom Arbeiter Samariter Bund (ASB), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sowie die Profis von Polizei, avacon und puerena teil – und die erste Bergungsgruppe sowie die Fachgruppe Elektroversorgung unseres THW-Ortsverbandes. Angenommen wurde ein mehrstündiger Stromausfall, der aufgrund der Gesamtwetterlage sogar weite Teile Europas betraf. Ziel der Übung war vor allem die Überprüfung der Dienstanweisung „Großschadenslage der Freiwilligen Feuerwehr Ilmenau“. Darüber hinaus sollte die Arbeit in einem kommunalen Krisenstab geübt werden. Und es galt, ein wirklich großes Hindernis zu meistern: die Kommunikation ohne Strom. Wie können Einsatzkräfte alarmiert, herangeführt und eingesetzt werden, wie informiert man ohne 230 Volt die Bevölkerung, wie können Hilfeersuchen von Betroffenen z.B. eines Verkehrsunfalls aufgenommen und an den Rettungsdienst weitergegeben werden? Funk, Telefon und Internet waren während des Übungsverlaufs tabu. So mußte man sich wieder wie früher auf die Melder – per Motorrad oder Quad – besinnen.
Unsere Fachgruppe Elektroversorgung hatte naturgemäß mit ihrer leistungsfähigen Netzersatzanlage die Stromversorgung wichtiger Infrastruktur sicherzustellen. Die Helfer der ersten Bergungsgruppe halfen hingegen zunächst bei Rettungsmaßnahmen verunglückter Personen: Ein Verschütteter wurde mittels Zahnstangen- und Seilwinden freigelegt und erstversorgt, außerdem galt es, eine Person von einem über 30 Meter hohen Silo zu retten. Anschließend unterstützten die Helferinnen und Helfer um Gruppenführer Dirk Schröder die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung. Mit dem Pferdefuß der ausgefallenen Kommunikationswege mußten hingegen alle kämpfen.
Die Übung begann um 8:00 Uhr mit der Alarmierung und endete gegen 15:00 Uhr. Die Einsatzleitung hatte ihren Sitz an der Samtgemeindeverwaltung in Melbeck, in den Feuerwehrhäusern der Samtgemeinde wurden Unterabschnittsleitungen eingerichtet. Diese dienten auch als Anlaufstelle für die Bevölkerung, die im Vorfeld über das Samtgemeindemitteilungsblatt zur Mitwirkung aufgefordert wurde. Für einzelne sogenannte „Einspieler“ hatten sich sogar ganze Firmenbelegschaften gemeldet. Daneben hatte die Feuerwehr Amelinghausen als Schiedsrichter einzelne Lagen vorbereitet, die die beteiligten Organisationen unter den Bedingungen eines großflächigen Stromausfalles lösen müssen.
Text: Olaf Braasch
Fotos „Goldener Herbst“: Pierre Graser/Media-Team LV HBNI
Fotos „Stromlose Ilmenau“: Dirk Schröder, Michael Bahr