Syrienkrise: THW entsendet Lüneburger Helferin ins jordanische Flüchtlingslager al Azraq

Unsere Zugtrupp-Helferin Anna Abraham flog heute von Hamburg aus nach Jordanien. Sie unterstützt den weiteren Aufbau des neuen Flüchtlingslagers bei al Azraq administrativ und wird sich vorrangig um die Hintergrundlogistik kümmern.

Das Technische Hilfswerk engagiert sich, finanziert durch das Auswärtige Amt und das Kinderhilfswerk UNICEF, seit letztem Sommer in Jordanien für die Betreuung von syrischen Flüchtlingen. Insgesamt sind seit Beginn des Bürgerkriegs mehr als eine Million Syrer auf der Flucht. Nach Schätzungen der jordanischen Regierung suchten bislang knapp die Hälfte von ihnen Zuflucht in Jordanien.

Bereits seit Juni vergangenen Jahres zeigen THW-Kräfte beim Aufbau einer ersten Zeltstadt im grenznahen Za´atari ihr Können im Camp-Bau: Unter fachlicher Anleitung der THW-Helferinnen und -Helfer errichteten örtliche Kräfte über 400 Sanitäreinheiten mit rund 1.000 Duschen und Toiletten. Darüber hinaus entstanden knapp 150 Kücheneinheiten mit jeweils zwei Gemeinschaftsküchen. Außerdem unterstützen die THW-Kräfte UNICEF beim Betrieb eines Lagers für allgemeine Hilfsgüter sowie Versorgungsgüter für Kinder. Mitten in der Wüste hat sich das Flüchtlingslager Za´atari zu einer Kleinstadt mit rund 120.000 Einwohnern entwickelt.

Aber anhaltende Flüchtlingsströme brachten dieses Camp vor zwei Monaten an die Kapazitätsgrenze. Dies erforderte eine Ausweitung des THW-Engagements in Jordanien: Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk unterstützt nun die Maßnahmen der jordanischen Regierung, von UNICEF und des Flüchtlingshilfswerks UNHCR zum Aufbau eines neuen Camps für weitere 120.000 Flüchtlinge weiter östlich bei al Azraq. Aufgabe der dort eingesetzten THW-Kräfte wird primär der Bau von „WASH“-Komponenten (Wasser, Sanitär, Hygiene) sein. Dazu zählen das Errichten von Frischwassertanks, eines Wassernetzes zur Versorgung mit Trinkwasser, die Schaffung von Sanitäranlagen sowie der Bau von Abwassertanks. Mit seiner Arbeit bedient das THW das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser, das seit 2010 von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt ist.

Im Camp al Azraq konnten in der vergangenen Woche die ersten von mehr als 1.200 geplanten Abwassertanks durch das THW aufgestellt werden. Ein Tank wiegt acht Tonnen bei einem Volumen von zwölf Kubikmetern. In den kommenden Wochen werden pro Tag mindestens 40 Tanks geliefert – eine logistische Mammutaufgabe, zumal mitten in der Wüste!

Unsere Helferin Abraham, von Beruf Lehrerin und seit elf Jahren im THW ehrenamtlich aktiv, fühlt sich nach eigener Aussage auf ihren ersten Auslandseinsatz gut vorbereitet. Wie schon vor sechs Wochen während unseres Hochwassereinsatzes wird sie mithelfen, die Fäden im Hintergrund zu knüpfen und zu verwalten sowie für eine reibungslose Logistik im Lagerauf- und -ausbau zu sorgen. Abrahams Einsatz im ca. 3.200 Kilometer entfernt liegenden Camp al Azraq ist für vier bis maximal sechs Wochen vorgesehen. Diese Einsatzdauer wäre ohne eine entsprechende Freistellung durch ihren Arbeitgeber nicht durchzuführen. Der Unterricht an Abrahams Schule wird jedoch nicht unter ihrem Jordanieneinsatz leiden: Da Abraham im kommenden Schuljahr keine eigene Klasse leiten wird, kann der Schulleiter den Stundenausfall mit Vertretungskräften kompensieren. 

Text und Grafik: Olaf Braasch

Bilder: Godeke Klinge, Olaf Braasch

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