„MdB und THW – Freiwillig helfen“ – THW präsentiert sich den Abgeordneten des Bundestages

In freundlichem blau präsentierte sich am Dienstag dieser Woche nicht nur der Himmel über Berlin. Auch der Platz vor dem Paul-Löbe-Haus am Reichstag war vornehmlich in diese Farbe getaucht.
Alle zwei Jahre informiert die THW-Bundesvereinigung als Interessenvertretung der Ehrenamtlichen im THW gemeinsam mit der THW-Jugend und dem THW selbst dort die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ausführlich über das THW und seine Arbeit. Dabei sind natürlich auch Sorgen und Nöte dieser einzigartigen Bundesbehörde Thema. Etwa 340 Abgeordnete folgten diesmal der Einladung. Damit war mehr als die Hälfte der Parlamentarier vor Ort.

Während morgens noch alle bange Blicke gen Himmel warfen, wich die Sorge um das Wetter später routinierter Betriebsamkeit. Helferinnen und Helfer aus ganz Deutschland unterstützten diese Veranstaltung mit viel Engagement. Fahrzeuge und Technik wurden präsentiert, Informationsstände mussten besetzt und die Verpflegung sichergestellt werden. Daneben sollte jeder Bundestagswahlkreis durch einen Ortsbeauftragten vertreten werden. Landes- und Bundessprecher nahmen ebenfalls teil. Zusätzlich waren hauptamtliche Mitarbeiter vieler Dienststellen dabei, allen voran natürlich THW-Präsident Albrecht Broemme sowie die Landesbeauftragten der acht Landesverbände.

Auch unser Ortsbeauftragter Ingo Perkun machte sich an diesem Tag im nasskalten Lüneburg auf dem Weg in die Bundeshauptstadt, um „seine“ Bundestagsabgeordneten zu betreuen. „Ich freue mich sehr, an dieser Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Für mich ist es wichtig, die Belange des THW auch gegenüber der Politik vertreten zu können.“ so Perkun. Um den Status quo zu halten und für die Helferinnen und Helfer attraktiv zu bleiben benötigt das THW unbedingt mehr Geld. Nicht leicht zu verkaufen in Zeiten hoher Schuldenstände. Doch die Mittel für Ortsverbände, Ausstattung, Bekleidung und vieles andere reichen manchmal nicht einmal für das Notwendigste.

„Eine Anpassung unseres Budgets an die steigenden Energiepreise gab es in der Vergangenheit kaum. Darunter leidet die Arbeit im Ortsverband und damit auch die Motivation der Mitglieder. Denn dieses Geld fehlt an anderer Stelle“ erklärt der Chef der Lüneburger THWlerinnen und THWler. „Daneben sind derzeit mindestens 100 Ortsverbände in unzureichenden Unterkünften untergebracht. Selbst in Niedersachsen haben wir schon Kameradinnen und Kameraden, die auf der Straße stehen. Ihre Unterkunft wurde durch die Bauaufsicht gesperrt. Hier muss dringend etwas passieren, nur sind leider bisher keine Lösungen in Sicht. Auch für diese Ortsverbände bin ich heute hier.“ Man merkt, dass ihm das wichtig ist. Schließlich haben die Ortsbeauftragten des Geschäftsführerbereichs Buxtehude ihn auch zu ihrem Vertreter gewählt. Diese Aufgabe nimmt der Lüneburger ernst. Auch wenn sein Ortsverband insgesamt gut da steht. Denn das THW ist nun mal eine große Familie und da setzt man sich auch für den anderen ein.

Perkun stand in Berlin als Ansprechpartner für die Abgeordneten des Wahlkreises 37 Lüchow-Dannenberg – Lüneburg zur Verfügung. Eigentlich hätte er dazu überhaupt nicht nach Berlin fahren müssen. Das Lüneburger THW pflegt bereits zu allen drei Abgeordneten aus dem Kreis Kontakte. Sie interessieren sich sehr für die Arbeit der Ehrenamtlichen und haben auch ein offenes Ohr für Probleme. Während Eckhard Pols und Dr. Julia Verlinden den Ortsverband bereits besucht haben ist ein Treffen mit Hiltrud Lotze für die nächste Zeit geplant.

Trotzdem nutzten alle drei die Gelegenheit, mit dem Lüneburger Ortsbeauftragten die aufgebauten Stationen zu absolvieren. Mit viel Aufwand wurde der typische Werdegang eines THW-Mitglieds dargestellt. Präsentiert wurden die Minigruppe, hier konnten mit den Kindern Vogelhäuser gebaut werden, und die Jugendarbeit. Es folgten Grund- und Fachausbildung, sowie die Ausbildung für Zusatzfunktionen. Fehlen durfte auch nicht die Auslandsarbeit des THW und der Hinweis auf lebenslanges Lernen, auf das das THW großen Wert legt. Und schließlich bewies die Generation 60+ dass sie über ein großes Fachwissen verfügt, welches sie gerne an die jüngeren Mitglieder weitergibt. Ein Grund, warum in den Ortsverbänden noch viele von ihnen ein wichtiger Teil das OV-Lebens sind.

Leider konnte nicht alles ausführlich begutachtet werden. Die Regierungsfraktionen hatten auf ihren Sitzungen viele wichtige Themen auf der Agenda, so dass sich der Beginn des Treffens immer weiter nach hinten verschob. Doch schließlich trafen nach und nach die Mitglieder des Bundestages ein. Da alle Lüneburger Abgeordneten auch noch Folgetermine hatten, war die Zeit sehr begrenzt. Es zeugt jedoch von großer Wertschätzung für das THW, dass sie sich trotzdem die Zeit genommen haben, dabei zu sein.

Vertreten war auch die THW historische Sammlung, deren Mitglieder sich in historischer Einsatzbekleidung unter die Anwesenden gemischt hatten. Schirmherr der Veranstaltung war wie immer der Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert. Er eröffnet das Treffen auch offiziell. Zu Gast war ebenfalls Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière. Er ist der oberste Chef der THWlerinnen und THWler. „Wir Politiker wissen das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger als Stütze der Gesellschaft zu schätzen. Hier plastisch zu erleben, wie sich die Menschen ihr Leben lang im THW einsetzen, das beeindruckt sehr und bleibt im Gedächtnis“, sagte er. Während der Veranstaltung übergab der Minister vier neubeschaffte Fahrzeuge an THW-Ortsverbände. „Das THW steht für vielfältige Kompetenzen und Fähigkeiten. Seine Angehörigen stellen sich zuverlässig ihren täglichen Aufgaben. Ich unterstütze dies, wo ich kann“, so de Maizière.

Es bleibt jetzt zu hoffen, dass die Abgeordneten sich der Probleme des THW annehmen. Um die größten Engpässe zu beseitigen wären jährlich 17 Millionen Euro zusätzlich notwendig. Davon werden 5 Mio. für Liegenschaften benötigt, für weitere 5 Mio. sollen Fahrzeuge und Gerät ersetzt werden, die zum Teil ihre vorgesehene Nutzungsdauer schon weit überschritten haben. 2 Mio. sollen den 668 Ortsverbänden direkt zugewiesen werden. Noch einmal 2 Mio. sollen in die Ausbildung fließen. In der Vergangenheit wurden dem THW zum Teil einmalig höhere Mittel zur Verfügung gestellt. In 2014 waren es sogar 10 Mio. Euro. Der positive Eindruck relativiert sich allerdings, wenn man weiß, dass bereits vorher 6,5 Mio. Euro als sogenannte „Globale Minderausgabe“ an den Finanzminister zurückgeführt werden mussten. Außerdem muss in jedem Jahr erneut um mehr Geld gekämpft werden. Verlässlicher wäre es, wenn bereits das Bundesinnenministerium den Mehrbedarf anmelden würde und der Haushalt des THW damit dauerhaft erhöht werden würde.

Ingo Perkun und seine Führungsmannschaft hoffen darauf, dass das THW im nächsten Jahr wenigstens zum Teil bedacht wird. Denn die ehrenamtliche Arbeit vor Ort muss attraktiv sein, um die Helferzahlen stabil zu halten. „Auf jeden Fall habe ich aber in Berlin eine Reihe bekannter Gesichter aus der THW-Familie wieder getroffen, allein dafür hat sich diese Reise gelohnt.“ freut sich Perkun.

Text: Ingo Perkun, THW
Bilder: Rudolf Meyn (1), THW (2, 3, 4, 7), Ingo Perkun(5, 8); Hiltrud Lotze (6)

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